Ehre deinen Vater und deine Mutter, dann wirst du lange in dem Land leben, das ich, der HERR, dein Gott, dir gebe.

Sehr oft ist in der Bibel von Liebe die Rede. Eigentlich geht es bei genauem Hinsehen in der ganzen Bibel um die Liebesbeziehung zwischen Gott und den Menschen. An dieser zentralen Stelle wird aber plötzlich von Ehre gesprochen. Hier steht nicht, wir sollen unsere Eltern lieben.

Das ist doch auffällig, oder?

Ich komme selbst aus einem nicht so ganz einfachen Elternhaus und deswegen habe ich dieses Gebot immer als etwas Befreiendes empfunden.

Manchmal erschien es mir so, als ob der Autor dieser Zeilen um meine Schwierigkeiten wusste.

Die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern können schwierig sein, aber wenn wir vielleicht auch nicht lieben können, so sollen wir dennoch respektvoll sein.

Jeder Mensch, der aus einem schwierigen Elternhaus kommt, weiß um des Gepäcks, welches man nicht so leicht los wird. Die falschen Sätze, die gesagt wurden und die man geglaubt hat. Die Lücken der fehlenden Liebe und fehlenden Ermutigungen, die man nie ganz schließen kann. Ein psychisches Erbe, das zu einem gehört, ob man will oder nicht.

Die Frage ist aber, was bestimmt unser Heute?

Schauen wir nur auf die Narben in unserer Seele oder gelingt es uns aus dem Verlust und den falschen Zuschreibungen etwas Positives zu machen?

Können wir uns wenigsten ein Stück weit von alten Lasten befreien?

Oft ist das nicht ohne Hilfe möglich.

Gelingt uns das nicht, wird unser Land nur trockenen Boden haben. Das Pflügen und Anbauen wird schwer. Damit unser Land fruchtbar wird, dürfen wir den Pflug nicht rückwärts ziehen, das wird nicht gelingen. Die lähmende Vergangenheit muss überwunden werden.

Ehre heißt Respekt, aber auch eine gewisse Distanz. Ich unterstelle meinen Eltern, dass sie es gut meinten, aber sie konnten es eben nicht besser, denn auch sie hatten ihr Gepäck. Das respektiere ich. Ich muss Frieden machen mit meiner Vergangenheit um eine Zukunft zu haben.

In welchem Land wollen wir leben?