Wenn ich so durch meine Zeit gehe, Tag für Tag sehe ich das Abbild des Lebens, so wie wir es uns schaffen. Meistens habe ich auch einen beobachtenden Blick beim Verrichten meiner Alltagsgeschäfte.
Ich frage mich, warum wir Menschen dies oder jenes tun, warum ich das tue, was ich tue. Ich bin nun schon über 60 Jahre auf meiner Reise und ich stelle fest, dass die Welt mich mehr und mehr erschrickt. Ich erschrecke über das Verhalten der Menschen und ich schäme mich, denn ich bin ein Teil davon. Ich schwimme mit, mit dem Strom, ungewollt, aber auch unfähig, etwas Wesentliches zu verändern. Ich bin Teil des Ganzen.
Und ich sehe, dass wir Menschen es nicht schaffen, über diese Erde zu gehen, ohne sie zu zerstören.
Die Welt ist voller Leid. Jede Pflanze, jedes Tier und jeder Mensch ist Leid geplagt. Viele von uns wollen es nicht sehen, denn es würde eine ernsthafte Auseinandersetzung mit sich selbst verlangen. Ein schmerzhafter Prozess. Viele können es nicht sehen. Sie besitzen nicht die Intellektuellen Fähigkeiten und streben auch nicht danach. Sie begnügen sich mit kurzen Reizen, kurzen Befriedigungen. Manche sehen es und zeigen schreiend mit Fingern auf andere. Keine Lösungen, nur Zorn. Ein paar wenige versuchen tatsächlich Lösungen zu finden und sind bereit, eine lange Strecke zu gehen, bis ihre Ideen funktionieren.
Und Ich?
Ich sehe wie um mich herum Hass und Vergehen Triumphe feiern.
Ich fühle mich ohnmächtig und schwach.
Was kann ich tun?
Das große Rad kann ich nicht drehen. Ich bin nicht Reich und ich bin kein Politiker. Ein klein wenig kann ich in meinem Leben tun. Ich kann versuchen, im Rahmen meiner Möglichkeiten gut mit der Natur um zu gehen. Ressourcenschonend zu leben.
Aber vielleicht gibt es da doch etwas, das ich tun kann.
Da ist zum Beispiel das Gebet.
Gebet ist für mich das Ausstreuen einer Saat. Ich weiß nicht, ob und wann sie aufgehen wird, aber es bewirkt etwas. Es bewirkt etwas bei mir. Ich verändere mich. Bekomme einen anderen Blick auf die Dinge. Ich werde gelassener, denn ich fühle, dass ich nicht alleine bin in diesem Lebensstrudel.
Ich konnte aber auch immer mal wieder erleben, dass mein Gebet auch außerhalb von mir nicht ohne Wirkung bleibt.
Ich konnte immer mal wieder staunen über eine aufgegangene Saat.
Das Gebet ist ein wirkungsvolles Instrument.
Ich kann auch gute Saat ausstreuen, wenn ich Gutes in die Welt hinaus schicke. Wenn ich mich anders verhalte. Wenn ich nicht mit einstimme in den Chor des Meckerns und des Zornes. Ich kann freundlich sein. Ich kann Hoffnung verbreiten. Die Angst, welche sich oft in Zorn und Hass äußert, lindern, indem ich etwas Liebevolles entgegensetze.
Alleine diese zwei Dinge fallen mir oft schwer, aber ich glaube, es lohnt sich, wenn ich an diesen Punkten an mir arbeite.
Wenn es mir gelingt, mich hier zu verändern, habe ich die Welt verändert.