Michael Schubert

Texte und Musik

Das große Rad kann ich nicht drehen, aber…

Wenn ich so durch meine Zeit gehe, Tag für Tag sehe ich das Abbild des Lebens, so wie wir es uns schaffen. Meistens habe ich auch einen beobachtenden Blick beim Verrichten meiner Alltagsgeschäfte.

Ich frage mich, warum wir Menschen dies oder jenes tun, warum ich das tue, was ich tue. Ich bin nun schon über 60 Jahre auf meiner Reise und ich stelle fest, dass die Welt mich mehr und mehr erschrickt. Ich erschrecke über das Verhalten der Menschen und ich schäme mich, denn ich bin ein Teil davon. Ich schwimme mit, mit dem Strom, ungewollt, aber auch unfähig, etwas Wesentliches zu verändern. Ich bin Teil des Ganzen.

Und ich sehe, dass wir Menschen es nicht schaffen, über diese Erde zu gehen, ohne sie zu zerstören.

Die Welt ist voller Leid. Jede Pflanze, jedes Tier und jeder Mensch ist Leid geplagt. Viele von uns wollen es nicht sehen, denn es würde eine ernsthafte Auseinandersetzung mit sich selbst verlangen. Ein schmerzhafter Prozess. Viele können es nicht sehen. Sie besitzen nicht die Intellektuellen Fähigkeiten und streben auch nicht danach. Sie begnügen sich mit kurzen Reizen, kurzen Befriedigungen. Manche sehen es und zeigen schreiend mit Fingern auf andere. Keine Lösungen, nur Zorn. Ein paar wenige versuchen tatsächlich Lösungen zu finden und sind bereit, eine lange Strecke zu gehen, bis ihre Ideen funktionieren.

Und Ich?

Ich sehe wie um mich herum Hass und Vergehen Triumphe feiern.

Ich fühle mich ohnmächtig und schwach.

Was kann ich tun?

Das große Rad kann ich nicht drehen. Ich bin nicht Reich und ich bin kein Politiker. Ein klein wenig kann ich in meinem Leben tun. Ich kann versuchen, im Rahmen meiner Möglichkeiten gut mit der Natur um zu gehen. Ressourcenschonend zu leben.

Aber vielleicht gibt es da doch etwas, das ich tun kann.

Da ist zum Beispiel das Gebet.

Gebet ist für mich das Ausstreuen einer Saat. Ich weiß nicht, ob und wann sie aufgehen wird, aber es bewirkt etwas. Es bewirkt etwas bei mir. Ich verändere mich. Bekomme einen anderen Blick auf die Dinge. Ich werde gelassener, denn ich fühle, dass ich nicht alleine bin in diesem Lebensstrudel.

Ich konnte aber auch immer mal wieder erleben, dass mein Gebet auch außerhalb von mir nicht ohne Wirkung bleibt.

Ich konnte immer mal wieder staunen über eine aufgegangene Saat.

Das Gebet ist ein wirkungsvolles Instrument.

Ich kann auch gute Saat ausstreuen, wenn ich Gutes in die Welt hinaus schicke. Wenn ich mich anders verhalte. Wenn ich nicht mit einstimme in den Chor des Meckerns und des Zornes. Ich kann freundlich sein. Ich kann Hoffnung verbreiten. Die Angst, welche sich oft in Zorn und Hass äußert, lindern, indem ich etwas Liebevolles entgegensetze.

Alleine diese zwei Dinge fallen mir oft schwer, aber ich glaube, es lohnt sich, wenn ich an diesen Punkten an mir arbeite.

Wenn es mir gelingt, mich hier zu verändern, habe ich die Welt verändert.

Das Zehnte Gebot und irgendwie alle Gebote – Teil 10

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.

Nach der Zählung der lutherischen und römisch-katholischen Tradition ist das also das zehnte Gebot. Die Zählung im Judentum ist anders, da wird das Bilderverbot als eigenständiges Gebot gezählt.


Es mögen zwar einzelne Gebote sein, aber ich finde, irgendwie sind sie aus einem Guss. Sie scheinen das Spielfeld und gleichzeitig die Spielregeln zu bestimmen. Ich lebe in einer Zeit, in der Spielregeln immer weniger eine Rolle zu spielen scheinen. Der amerikanische Präsident interessiert sich nur für Regeln, wenn sie ihm dienen. Der russische Präsident glaubt, das Nachbarland gehört ihm und der Nahe Osten wird wieder zu einem Friedhof für viele Menschen. Regeln, auf sich alle mal geeinigt hatten, werden ignoriert.

Krankenhäuser und Schulen werden bombardiert und wir Menschen lernen Begriffe wie „Hybride Kriegsführung“ und „Kamikaze-Drohne“. Gleichzeitig betrachten immer mehr Menschen die Welt scheinbar nur noch durch das kleine Guckloch, welches wir Handy nennen. Immer mehr glauben, die Welt ist ein Hollywood-Film, in dem klar ist, wer gut und böse ist. Die Welt ist aber nicht Schwarz/Weiß, sie ist grau und die Trennlinie zwischen Gut und Böse verläuft mitten durch unser Herz. Überall wird manipuliert und gelogen, um Menschen für die eigene „Wahrheit“ zu gewinnen. Alternative Fakten werden zur Wahrheit. Man muss sie nur oft genug erzählen, irgendwann wird es jemand glauben.

Lasst uns doch mal die Schablone der 10 Gebote da drauf legen.

Wie ist das mit dem Lügen und dem Begehren? Unrealistisch? Wer das sagt, hat schon aufgegeben. Wahrscheinlich werden Trump, Putin und Konsorten nicht plötzlich zu anständigen Menschen, das wär ja ein Wunder. Aber warum nicht? Na gut, lasst uns klein anfangen. Vielleicht kann ICH ja ein klein wenig anständiger werden. Die Bombenwerfer und Demokratie-Zerstörer kann ich nicht ändern, aber mich vielleicht schon, ein wenig.

Und da bleibt ja noch das Gebet und da steckt viel Power drin …

Die Zehn Gebote – Teil 9

„Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus“.

Irgendwie gehören die Gebote Neun und Zehn zusammen.

Man könnte aber auch sagen, dass das Gebot Nummer 10 eine Art Präzisierung des Gebotes Nummer 9 ist.

Es scheint hier um ein besonders wichtiges Thema zu gehen, da diesem so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Als Haus könnte man gewissermaßen alles bezeichnen, was zum Hausstand gehört. Für ein Nomadenvolk könnte damit aber auch nur das transportable Zelt gemeint sein.

Moment mal steht nicht schon im siebten Gebot, „Du sollst nicht stehlen“?

Ist das dann nicht eine Wiederholung?

In meiner Übersetzung steht im neunten und zehnten Gebot das Wort „begehren“. Da geht es also gar nicht darum, dass etwas weggenommen wird. Ich soll es nicht haben wollen. Der neidvolle Blick auf etwas, das man nicht hat, führt dann oft zu Straftaten. Zumindest aber vergifte ich meine Seele, ich werde unglücklich, weil ich ja glaube, dass mir etwas fehlt.

Die Gier des Menschen hat zerstörerisches Potenzial. Sie ist aber auch dumm, denn sie fragt nicht danach, was ich wirklich brauche, was mit gut tut und sie fragt auch nicht, was meine Gier für andere Menschen bedeutet. Die Gier wird schnell zur Sucht. Ich will immer mehr, viel mehr, als ich brauche. Was ich aber zu viel habe, fehlt anderen.

Dieses Gebot richtet sich nicht gegen Besitz. Es geht darum mein Lebensglück nicht von dem abhängig zu machen, was ich nicht habe. Das ist schnell ein Teufelskreis, denn es gibt immer etwas, dass ich nicht habe, aber ein anderer hat.

Viel erstrebenswerter finde ich Bescheidenheit und Zufriedenheit. Ich möchte darum ringen, mein Lebensglück an anderer Stelle zu verorten.

Die Nähe zu Gott schafft in meinem Leben Zufriedenheit. Wenn ich spüren kann, dass Gott in mein Leben hinein greift und aktiv ist, spielen materielle, vergängliche Dinge keine so große Rolle mehr.

Deswegen bin ich am dankbarsten in meinem Leben über das Geschenk der Gottesbegegnung. Ich sehe in meinem Umfeld viele Menschen, die nicht wissen, worüber ich rede, für die die Gleichung Reichtum = Geld lautet.

Lasst uns auf das schauen, was wir an Wertvollem haben. Unsere Kreativität, unsere Talente, unsere Fähigkeit zu lieben und zu fühlen.Diese Dinge kann uns keiner wegnehmen. Letztenendes fließt uns wahrer Reichtum immer nur von Gott zu.

Die Zehn Gebote – Teil 8

„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“.

Ich habe den Eindruck, dass dieses Gebot ein sehr aktuelles ist.

Es fühlt sich so an, als wär die Lüge salonfähig geworden. Lügen werden zu alternativen Fakten. Die Wahrheit bekommt Alternativen. Jeder kann seine Lügen verbreiten und sie werden bereitwillig aufgenommen. Oftmals glauben Menschen selbst ihren eigenen Lügen. Weil es einfacher ist. Man muss nicht so viel denken. Man muss nichts lernen und tiefer in ein Thema einsteigen. Warum sollte ich mich mit einem anderen Menschen näher beschäftigen, wenn es doch einfacher ist, ihn in eine Schublade zu stecken, die ich selbst beschrifte? Die verwirrende, unübersichtliche Welt wird wieder verstehbarer, beherrschbarer, wenn ich sie vereinfache. Der Mensch, der mit meinem Stempel versehen ist, fordert mich nicht mehr zu neuer Erkenntnis oder gar Wachstum heraus. Ich muss mich nicht anstrengen.

Ein Haken dabei ist, dass das eben auch mit mir gemacht wird und das bedeutet, ich werde nicht mehr verstanden. Mein tieferes Ich vereinsamt. Ich kann nur noch mitschwimmen mit dieser oberflächlichen Welle, die nichts Positives in mir zum Klingen bringt. Ich werde nicht WAHR – genommen.

Das ist eine schaurige Art zu leben. Eine armselige Art. Arm in der Seele.

Echte Verbindungen und Freundschaften sind so kaum noch möglich.

Mal ehrlich, wollen wir so leben? Wollen wir nicht lieber Menschen um uns herum haben, die uns wirklich sehen? So wie wir wirklich sind?

Auch ich erwische mich schon mal beim Geschnatter über andere.

Etwas Falsches über andere zu sagen bewirkt aber nichts Gutes. Es macht die Welt, in der ich lebe, nicht besser. Ich vergifte mich und andere mit dem süchtig machenden Gefühl des Negativen. Es ist ja so einfach, mit dem „Meckerstrom“ mit zu schwimmen. Die Wahrheit erfordert eben echte Auseinandersetzung, aber bewirkt einen fruchtbaren Boden, auf dem etwas Positives wachsen kann.

Ich möchte gerne meinen Garten aufräumen. Raus mit dem Giftschrank und guten Dünger rein in die Erde.

Die zehn Gebote – Teil 7

„Du sollst nicht stehlen“

Warum eigentlich nicht?

Viele machen es.

Es gibt Einbrecher, die Fernseher, Schmuck, Computer und ähnliches aus Wohnungen stehlen.

Es gibt Personen, die unsere Daten stehlen, um damit Straftaten zu begehen.

Es gibt Firmen, die Recht, Gesetz und Moral umgehen, um ihren Profit zu steigern und dahinter steckt auch immer ein Diebstahl, denn das Geld, das in den Taschen dieser Leute landet, kommt ja irgendwo her. Irgendjemand hat es jetzt nicht mehr.

So ein bisschen davon könnte ja auch in meiner Tasche landen, oder?

Ich glaube, dass alles, was getan werden kann, auch irgendwann von irgendjemand getan wird. Ich halte das für einen Makel. Wäre es nicht sinnvoll gewesen, nachdem man gelernt hatte, Atomkerne zu spalten, auf die Bombe zu verzichten? Uns Menschen fehlt es mehr oder weniger an einem Ethischen Rahmen. Einen Rahmen, den wir verstehen und akzeptieren, weil wir wissen, dass dieser Rahmen uns guttut.

Manchmal ergeben sich in unserem Leben Möglichkeiten, die von uns eine Entscheidung verlangen. Die Möglichkeit, bei der Steuer etwas zu mogeln, die Möglichkeit in eine geöffnete Kasse zu greifen. Die Möglichkeit, vom Arbeitsplatz etwas mit zu nehmen, was uns nicht gehört. Kleinigkeiten, aber es geht nicht um den Wert einer Sache. Es geht darum, wer wir sind.

Wie leicht ist es, eine gebogene Wahrheit vor sich selbst zu rechtfertigen.

In unserer Zeit hören wir das Wort „Verzicht“ nicht gerne. Die Welt ist voll von „Nutze deine Möglichkeiten“. Tatsächlich hat Verzicht aber etwas mit Stärke und Charakter zu tun. Fragen Sie mal einen trockenen Alkoholiker.

Haben wir genug Charakter und Stärke, nicht jede Möglichkeit zu nutzen?

Nicht nur unseren eigenen Vorteil zu sehen? Begreifen wir uns als Teil einer Gemeinschaft oder sehen wir uns selbst als Zentrum unseres Universums?

Gott will, dass unser Zusammenleben gelingt. Es kann aber nicht gelingen, wenn Vertrauen durch Diebstahl, in welcher Form auch immer zerstört wird.

Egel, ob man Gedanken, Ideen, Geld oder was auch immer stiehlt. Das Zusammenleben wird vergiftet.

Das Christsein führt mich immer wieder zu dem Gedanken, wer bin ich eigentlich? Für mich heißt zu Gott finden, auch immer zu sich selbst finden.

Übrigens: Gott will etwas „VERSCHENKEN“.

Die zehn Gebote – Teil 6

Du sollst nicht ehebrechen ….

… und dennoch passiert es. Ehen scheitern. Das Leben läuft eben nicht immer so, wie wir uns das vorstellen.

Aber was stellen wir uns denn vor? Ich habe manchmal den Eindruck, dass Partnerschaft zu einem Wegwerfartikel geworden ist. Wenn es schwierig wird, gehe ich eben dahin, wo es leichter ist, vermutlich leichter.

Viele wollen gar keine Ehe mehr, kein Versprechen mehr, auf dass man sich verlassen kann, soweit das menschlich eben absehbar ist.

Klar, es gibt auch genug Trauscheine ohne Ehen, ein zwanghaftes zusammen bleiben. Auch irgendwie nicht im Sinne des Erfinders.

Was ist das also mit der Ehe?

Dieses Konzept scheint uns heraus zu fordern und mal ehrlich, wer glaubt, bei der Ehe ginge es nur um steuerliche Vorteile, hat sich damit noch nicht ausreichend beschäftigt.

Ich weiß, wie schwierig diese Sache ist, auch ich bin daran gescheitert, aber dennoch bin ich ein Freund von dieser Idee, denn ich glaube, sie entspricht uns. Der Punkt ist doch, wir scheitern ständig. Sind wir immer ehrlich? Tun wir immer das Richtige? Sind wir frei von Fehlern? Ich glaube, kein erwachsener Mensch kann das wirklich von sich sagen. Also scheitern wir auch hier, nicht alle, aber manche eben doch.

Diese intensive Beziehung zwischen zwei Menschen, durch Höhen und Tiefen, will ein Rahmen sein, in dem wir uns entfalten können. Uns fallen lassen können in dem Wissen, der andere Mensch trampelt nicht auf meiner Seele herum. Mut, Vertrauen und Ausdauer sind hier gefragt.

Die Tiefe des anderen zu ergründen braucht Zeit, die wir uns meist nicht mehr geben. Auch leiden wir selbst darunter, nicht mehr ergründet zu werden. Wir wollen erkannt werden. Sonst werden wir einsam.

Dennoch verstecken wir uns oft hinter einer glänzenden Fassade, auch in unseren Beziehungen. Schaffen wir es, wenigstens zu einem Menschen ehrlich zu sein? Unser Herz aufzumachen? Das braucht Zeit und kann nur in diesem Schutzraum gelingen. Ein Schutzraum, in dem kein anderer etwas zu suchen hat.

Es gibt auch Ehen/Beziehungen, die krank machen, die lebensfeindlich sind. Ich finde, daraus sollte man sich schnell entfernen. Es geht nicht darum eine hohle Form zu wahren, sondern sich auf einen, sicher auch manchmal schwierigen Weg zu begeben, welcher uns reifer, erwachsener und glücklicher macht.

Brechen wir dieses gewachsene Gebilde auseinander, bleiben tiefe Wunden. Es sei denn, wir haben es nie wirklich ernst gemeint, haben uns nicht auf den anderen ernsthaft eingelassen.

Eine solche Beziehung zu zerbrechen, bedeutet zumindest teilweise Entwurzelung.

Beziehungen/Ehen müssen gepflegt werden, aber wir sollten uns und dem anderen auch vergeben können, wenn wir scheitern.

Die zehn Gebote – Teil 5

Du sollst nicht töten.

Es war die Zeit des Vietnamkrieges.

Ein siebzehnjähriger Soldat meldete sich freiwillig zur US-Armee.

Viele Jahre später erzählte er seine Geschichte.

Vor einigen Jahren hörte auch ich sie in einer Radiosendung.

Er erzählte, dass er seinen achtzehnten Geburtstag an der Front feierte.

An seinem Geburtstag wurde ihm klar, dass er bereits mehr Menschen getötet hatte, als er alt war. Wie viel genau wusste er nicht, er hatte irgendwann aufgehört zu zählen. Die Zeit verging und das Töten ging weiter.

Irgendwann war für ihn der Krieg vorbei. Er hatte überlebt, ohne sichtbare Verletzungen. Er merkte allerdings, dass er sich verändert hatte. Das Leben bestand für ihn nur noch aus einem Funktionieren. Als junger Mensch hatte er Pflanzen und Blumen sehr gemocht, doch nun empfand er nichts mehr, wenn er sie sah. Er empfand überhaupt nichts mehr. Jegliche Freude war ihm abhanden gekommen. Er war teilnahmslos sich selbst und anderen gegenüber. Er fühlte sich tot.

In einem Interview beschrieb er, dass er nicht nur andere getötet hatte, sondern auch sich selbst. Im Laufe von Jahren wurde ihm bewusst, dass mit jedem Menschen, dem er das Leben nahm, er auch ein Stück seines eigenen Lebens verlor. Der Schaden an seiner Seele war enorm.

Er beschloss nach Vietnam zu reisen. Vielleicht konnte er dort wieder finden, was er viele Jahre vorher verloren hatte.

Er schloss sich dort einem bekannten Friedensaktivisten an und begann seine Geschichte zu erzählen. Er setzte sich fortan für den Frieden ein.

Die zehn Gebote – Teil 4

Ehre deinen Vater und deine Mutter, dann wirst du lange in dem Land leben, das ich, der HERR, dein Gott, dir gebe.

Sehr oft ist in der Bibel von Liebe die Rede. Eigentlich geht es bei genauem Hinsehen in der ganzen Bibel um die Liebesbeziehung zwischen Gott und den Menschen. An dieser zentralen Stelle wird aber plötzlich von Ehre gesprochen. Hier steht nicht, wir sollen unsere Eltern lieben.

Das ist doch auffällig, oder?

Ich komme selbst aus einem nicht so ganz einfachen Elternhaus und deswegen habe ich dieses Gebot immer als etwas Befreiendes empfunden.

Manchmal erschien es mir so, als ob der Autor dieser Zeilen um meine Schwierigkeiten wusste.

Die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern können schwierig sein, aber wenn wir vielleicht auch nicht lieben können, so sollen wir dennoch respektvoll sein.

Jeder Mensch, der aus einem schwierigen Elternhaus kommt, weiß um des Gepäcks, welches man nicht so leicht los wird. Die falschen Sätze, die gesagt wurden und die man geglaubt hat. Die Lücken der fehlenden Liebe und fehlenden Ermutigungen, die man nie ganz schließen kann. Ein psychisches Erbe, das zu einem gehört, ob man will oder nicht.

Die Frage ist aber, was bestimmt unser Heute?

Schauen wir nur auf die Narben in unserer Seele oder gelingt es uns aus dem Verlust und den falschen Zuschreibungen etwas Positives zu machen?

Können wir uns wenigsten ein Stück weit von alten Lasten befreien?

Oft ist das nicht ohne Hilfe möglich.

Gelingt uns das nicht, wird unser Land nur trockenen Boden haben. Das Pflügen und Anbauen wird schwer. Damit unser Land fruchtbar wird, dürfen wir den Pflug nicht rückwärts ziehen, das wird nicht gelingen. Die lähmende Vergangenheit muss überwunden werden.

Ehre heißt Respekt, aber auch eine gewisse Distanz. Ich unterstelle meinen Eltern, dass sie es gut meinten, aber sie konnten es eben nicht besser, denn auch sie hatten ihr Gepäck. Das respektiere ich. Ich muss Frieden machen mit meiner Vergangenheit um eine Zukunft zu haben.

In welchem Land wollen wir leben?

Die zehn Gebote – Teil 3

Sechs Tage sollst du deine Arbeit verrichten, aber der siebte Tag ist ein Ruhetag, der mir dem HERRN deinem Gott gehört. An diesem Tag sollst du nicht arbeiten, weder du noch deine Kinder, weder dein Knecht noch deine Magd, auch nicht deine Tiere oder der Fremde, der bei dir lebt. Denn in sechs Tagen habe ich der HERR, den Himmel, die Erde und das Meer geschaffen und alles, was lebt. Aber am siebten Tag ruhte ich. Darum habe ich den Sabbat gesegnet und für heilig erklärt.

Musste denn Gott sich ausruhen von der schweren Arbeit?

Wohl kaum. Aber so wie in Christus hat er etwas vorgemacht, dem wir nacheifern sollen. Ein schlaues Gebot. Wer nur arbeitet, hat irgendwann keine Kraft mehr, oder neu deutsch, einen Burn Out. Wir müssen arbeiten, um unser irdisches Leben zu erhalten. Um Nahrung und ein Dach über den Kopf zu haben. Allerdings gibt es da noch mehr. Mehr als Besitz und materiellen Wohlstand. Unsere Psyche sucht einen Halt, den wir uns nicht selbst geben können. Wir können ihn auch nicht kaufen. Es geht um einen tieferen Sinn, eine Bedeutung, die wir uns nicht erarbeiten können. Eines ist ja sicher, wir werden sterben und können nichts mit nehmen. Reicht es einfach alles zu leugnen, was jenseits der Beweisbarkeitsgrenze liegt? Ich glaube nicht. Fast alle Menschen haben so eine diffuse Ahnung, dass es da noch mehr geben muss. Manche landen bei der Esoterik, manche glauben an Geister und manche werden suchtkrank, weil sie die Sinnlosigkeit nicht mehr ertragen.

Da hinein spricht dieses Gebot. Nimm dir einen Tag in der Woche Zeit, um über Gott nach zu denken, oder für Anfänger: darüber nach zu denken, ob es diesen Gott gibt. Beschäftige dich einen Tag in der Woche mit wirklich Wichtigem. Ohne Leistungsdruck. Nimm es als Feier. Tanke auf und erhole dich. Das Wissen um die Gegenwart Gottes lässt die Sorgen der nächsten Woche dann garnicht mehr so groß erscheinen. Dieser Tag gehört Gott, der Gedanken des Heils für dich hat.

Die zehn Gebote – Teil 2

Du sollst meinen Namen nicht missbrauchen, denn ich bin der HERR, dein Gott! Ich lasse keinen ungestraft, der das tut!

Wie ist dein Name?

Wie heißt du wirklich?

Man könnte auch sagen, wer bist du wirklich?

Ich lebe nun schon einige Jahrzehnte mit mir, aber ich würde nicht behauptet, dass ich mich wirklich umfänglich kenne. Es gibt immer noch eine Menge Unbekanntes in meiner Seele.

Jeder von uns ist einzigartig und Gott kennt unsere Seele genau.

Er kennt unsere wahren Namen, er weiß, wer wir wirklich sind.

Wenn wir einen Namen aussprechen, sollte uns klar sein, dass jemand darauf reagiert, jemand trägt diesen Namen und fühlt sich angesprochen.

Wenn ich einen Namen aussprechen, spreche ich jemanden an, ich spreche zu jemandem. Mit einem Namen mache ich mir etwas vertraut. Erinnern wir uns an die Schöpfungsgeschichte? Gott wollte, dass wir den Lebewesen dieser Erde Namen geben. Wenn ich mir etwas vertraut mache, übernehme ich auch Verantwortung. Ich nehme mein Gegenüber wahr, ich trete in Beziehung, ich kommuniziere.

Mit wem kommuniziere ich, wenn ich Gott anspreche?

Für viele Menschen heute ist das Christentum nur eine Formalie. Da scheint es nur noch um Ethik und Moral zu gehen.

Dieses Gebot erinnert mich daran, dass es um viel mehr geht. Es geht um die Beziehung zu dem einen lebendigen Gott, der sich von mir ansprechen lässt, der mit mir in Beziehung treten will. 

Das missbräuchliche Benutzen eines Namens schafft Distanz zu meinem Gegenüber und ist beziehungsfeindlich. Es zeugt von Ignoranz, ich will mein Gegenüber nicht wahrnehmen. In letzter Konsequenz ist das lebensfeindlich, denn wir sind nun mal Beziehungswesen.

Wir sollten uns also bewusst sein, dass sich hinter diesem Namen Gott offenbaren will.

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