Dünnes Eis

Ist mein Glaube alltagstauglich?

Hat mein Glaube etwas zu sagen, auch wenn mein Leben aus den Fugen gerät? Als ich ein junger Christ war, war mein Glaube einfach. Halte dich an Christus, dann wird alles gut. Mein Denken war zweifarbig.

Auch ich habe diese Sätze gehört und mir zu eigen gemacht: „Du musst mehr beten“, oder „Dein Glaube ist zu schwach“. Diese Sätze werden gerne in Lebenskrisen hinein gesprochen und sie sind so schön einfach. 

Eigentlich sind diese Sätze aber unterlassene Hilfeleistung.

Dahinter steckt eine banale Spiritualität, die nur funktioniert, wenn alles rund läuft, aber dass Leben spielt da oft nicht mit. Es kommen Krankheiten, Unfälle, finanzielle Nöte, Süchte aller Art und vieles mehr.

Als Hiob ins Desaster gerät, sagen seine Freunde genau das. Du musst etwas falsch gemacht haben und deswegen bestraft dich Gott. Gott selbst stellt später klar, dass das nicht stimmt.

Hätte Hiob einen reinen Gefühlsglauben, hätte er nicht sagen können: „Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, gepriesen sei der Herr.“

Wenn unser Glaube zu einem Wohlfühlevent verkommt, wird das Eis schnell dünn.

Gott ist da oben und wir sind hier unten und ich warte darauf, dass Gott mich mit guten Gefühlen versorgt. Das ist der beste Weg, sich Gott vom Hals zu halten. Was ist aber wenn Gott in uns Wohnung nehmen möchte, wenn er mit uns durch die Krise gehen möchte? Wenn wir um die Wüstenwanderung nicht herum kommen? Dann geht es nicht mehr um gute Gefühle sondern um einen Reifungsprozess der auch wehtun kann. Es geht um Erkenntnis.

Nichts gegen schöne Gefühle, sie gehören auch dazu. Sie alleine sind aber zu wenig.

Heute weiß ich das Gott auch manchmal der ferne Gott ist und das Gott nicht durch mein scheinbar christliches Leben beeinflusst werden kann.

Diese Welt ist ungerecht und manchmal trifft es uns mit aller Härte denn wir leben nicht im Paradis. Wenn mein Glaube aber seine Selbstgerechtigkeit verloren hat, kann ich in der Wüste plötzlich eine Wasserquelle finden. Gott zaubert uns nicht aus der Wüste heraus, wir müssen unser Leben leben, aber er stellt einen Wegweiser auf, der zur Wasserquelle führt. Dann können wir selbst zu einem Wegweiser für andere werden und brauchen diese belehrenden Sätze nicht mehr. Dann wird unser Glaube tragfähig, auch wenn es schwer wird.  

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