Kraft

Wer keine Kraft hat, ist schwach. Ein deutsches Auto muss kraftvoll durch die menschenleere Landschaft rasen. Wir müssen Kraft tanken und im Fitnessstudio bauen wir unsere Kraft und Ausdauer auf. Sogar das Essen muss kraftvoll schmecken und ich habe diesen Begriff auch schon auf Duschgels gesehen.

Natürlich muss unser Glaube auch kraftvoll sein sonst wär er ja schwach und lau und das will man doch nicht.

Sorry, da kann ich nicht mithalten. Ich bin oft schwach und müde und ausgelaugt.

Wenn ich so manchen Pastor kraftvoll über die Bühne springen sehe und wie er mit kraftvoller Stimme starke Thesen in den Raum wirft, denke ich mir manchmal, wird der nie müde und schwach? Wahrscheinlich schon, aber das sieht man nicht. Das darf man nicht sehen denn es muss ja erbaulich sein und natürlich kraftvoll. Was wär das denn für ein Vorbild, wenn er schwach und müde vorne stehen würde. Das wär ja echt schwach. Über Schwachheit reden geht schon aber wirklich nur reden.

Ich habe sehr früh einen Satz gelernt: Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, Mut bedeutet mit der Angst fertig zu werden.

Vielleicht ist es mit der Kraft ähnlich. Vielleicht bedeutet kraftvoller Glaube nicht immer Hurra zu schreien, sondern in der Schwachheit dran zu bleiben, nicht aufzugeben. Es ist eine Kraft, die nicht aus mir kommen kann und deswegen muss manchmal die Schale ganz leer sein, bevor Gott seine Kraft hinein tun kann. Die Schwachheit meines Herzens und die Stärke Gottes bedingen einander. Mein „Ich schaff das schon“ wird ebenso von Gott gehört wie das Seufzen meiner müden Seele.

Aber vielleicht wird es ja erst da interessant, wo ich erkenne dass ich es nicht mehr schaffe und das Bild das ich von mir habe und ich anderen präsentiere, zerbricht.

Es macht mich froh und glücklich, dass ich es nicht schaffen muss, Gott schafft das.

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