Pilgern

Frere Roger, der Gründer von Taize, hat Christen immer wieder als Pilger beschrieben. Was hat er damit gemeint? Sind wir wirklich Pilger und was bedeutet das?

Zuerst einmal hat ein Pilger ein Ziel. Der Pilger hat sich aufgemacht dieses Ziel zu erreichen, auch wenn es schwer ist. Wenn ich ein Pilger bin, was ist dann mein Ziel? Als Christ, so würde ich sagen, ist mein Ziel Gott. Eigentlich möchte ich dahin zurück, wo unser Ursprung ist, nämlich hinein in die Gegenwart Gottes. Dieses Ziel kann ich auf dieser Erde höchstens zum Teil erreichen. Mein endgültiges Ziel reicht über dieses Leben hinaus. Ich kann aber auch jetzt schon einen kleinen Vorgeschmack dieses letzten großen Zieles erhaschen. Immer wieder darf ich erleben dass Gott in meinem Leben handelt und mir ein Stück Hoffnung und Freude schenkt.

Wenn ich das Bild des Pilgerns vor meinem inneren Auge habe, sehe ich staubige Straßen, Blasen an den Füßen und schmerzende Schultern vom Rucksack. Wie viel Gepäck habe ich dabei? Klar, wenn diese paar Jahre auf der Erde für mich alles ist, was ich habe, wird mein Gepäck groß sein. Ich muss Reichtümer sammeln, damit ich wenigstens am ende meines Lebens noch ein paar entspannte Jahre habe, vielleicht. Da ist ja sonst nichts. Dann bin ich nicht unterwegs, dann bleibe ich und baue mir ein Haus.

Als Pilger kann ich aber nicht bleiben, ich habe ja mein Ziel noch nicht erreicht. Da kann das Gepäck gerne leicht sein. Auf diesem Pilgerweg ist die plötzlich auftauchende Quelle am Wegrand eine große Freude. Hier darf ich eine Rast machen und mich stärken für den weiteren Weg. Dann scheint ein Stück von Gottes Gegenwart in mein Leben hinein, dann habe ich einen kleinen Vorgeschmack auf dass, was mich am Ziel erwartet. Das sind diese unerwarteten Moment im Leben wo Gott einem die Hand reicht und das Herz froh macht.

Dann geht es aber wieder weiter. Ich weiß nicht was mich hinter der nächsten Kurve erwartet. Vielleicht ein übler Anstieg ohne Schatten. Werden die Kräfte reichen? Gut dass eben noch die Quelle da war. Vielleicht habe ich die aber schon wieder vergessen und ich sehe nur noch den Anstieg. Da schwindet schon mal das Vertrauen.

Es kann auch sein, dass man auf freundliche Menschen trifft, die einem unerwartet helfen. Freundschaften können entstehen. Man ist nicht alleine.

Der Pilgerweg des Lebens führt durch ungewisse Zeiten. Sollte ich meinen Rucksack etwas leichter machen?

Wichtig ist, dass das Ziel klar ist.

Ach ja, eine gute Karte ist sicher auch sehr hilfreich …

Es grüßt: Michael

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