Mein Zeugnis.

 

Heut morgen saß ich beim Arzt und wartete. Ich sah aus dem Fenster und konnte auf dem gegenüberliegenden Haus viele Tauben beobachten. Sie saßen auf dem Gesims des Jugendstil Hauses. Überall über den Fenstern und Balkonen. Eine Taube war besonders auffällig. Sie hatte eine kräftige braune Farbe und unterschied sich deutlich von dem Grau der anderen. Ihr Problem war, dass sie nirgendwo einen Platz fand. Sobald sie sich irgendwo nieder lies, kam eine andere Taube und verjagte sie. Die verjagte Taube sprang dann auf den nächsten Sims und versuchte es dort, bis das Spiel von vorne anfing. So versuchte sie irgendwo ein Plätzchen zu finden, wo sie wie die anderen sich aufplustern und dösen konnte.

Dabei ging mir durch den Kopf, dass wir Menschen es ja oft genauso tun. Wir versuchen unsere Nische zu finden, einen Platz, wo wir wenigstens geduldet sind. Ich frage mich, wie oft ich wohl eine Nische gesucht habe? Dann schießt es mir plötzlich durch den Kopf: Wie oft gehöre ich denn zu denen die andere verjagen? Ich verjage doch niemanden. Wenn wir über dieses Thema reden, gehöre ich doch eher zu den Opfern und nicht zu den Tätern.

Wirklich?

Szenenwechsel.

Da steht man auf der Arbeit mit Kollegen zusammen und plaudert.

Dann fällt der Name eines Kollegen oder einer Kollegin und man fällt wie selbstverständlich mit ein in den Chor des Klagens und Beschwerens. Was dieser Mensch so alles Dummes und Falsches tut. Es wird gelästert. Da wird der Raum für die betreffende Person ganz schön eng. Bei diesen Gesprächen geht es nicht darum eine Situation oder ein Verhalten sachlich zu klären, sondern es geht darum das Licht des anderen etwas dunkler zu drehen, damit das eigene Licht etwas mehr leuchtet. Es geht um Gruppenzugehörigkeit auf Kosten eines anderen.

Vielleicht hat der betreffende Mensch ja wirklich ein Verhaltensproblem. Habe ich keines? Zu spät. Wenn ich hier mit den Wölfen heule, habe ich schon belegt, dass ich nicht frei von Schuld bin.

Will ich so wahrgenommen werden? Eigentlich nicht.

Niemand ist schon deshalb ein bewährter Diener Gottes, weil er sich selbst empfiehlt. Entscheidend ist, dass Gott ihm ein gutes Zeugnis ausstellt. (2Kor. 10,18)

Wenn es in der Schule Zeugnisse gab, wurde ich meist recht nervös. Ist es schlimm oder sehr schlimm? Naja, irgendwie kam ich immer durch. Das war aber oft nicht mein Verdienst, sondern dem Wohlwollen mancher Lehrer geschuldet.

Durch Mose gab uns Gott das Gesetz mit seinen Forderungen, aber nun ist uns durch Jesus Christus seine Gnade und Wahrheit begegnet.(Joh. 1,17)

Ich weiß ja längst, das ich Gott gegenüber nicht viel vorzuweisen haben. Lezten Endes bleibt seine Gnade. Diese Gnade regt aber in mir etwas an. Dieses große Geschenk Gottes schafft in mir eine Freude die mich darin ermutigt besser zu werden. Einfach dran zu bleiben. Auf diese Stimme zu hören die hin und wieder sagt: „Lass das sein“ ,oder, „sei mutig und tu dies oder jenes“.

Vielleicht kann ich für andere mal ein gutes Zeugnis ausstellen oder einfach mal schweigen?

Ich wünschte mir, wir Menschen hätten die Räume die wir brauchen, um uns wirklich zu entfalten, um mehr Mensch zu werden. Kann ich helfen, diese Räume für andere größer zu machen? Ein Versuch, denke ich lohnt.

Es grüß: Michael


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