Abschied nehmen.

 

Vor vielen Jahren hatte ich einen guten Freund, einen besten Freund. Es gab kein Tag, an dem wir nicht zusammen Zeit verbrachten, schon vor der Schule trafen wir uns. Wir haben noch zusammen im Sandkasten gespielt und von der Zukunft geträumt, Burgen gebaut und mit Matchbox Autos gespielt. Die Zukunft lag vor uns. Dann zerbrach alles, unsere Wege trennten sich. Mein Freund hatte ein Ziel, schon von klein auf. Er wollte Arzt werden und ein Krankenhaus bauen für Menschen in Not. Wie an einer Weggabelung ging er rechts und ich links. Ich konnte seinen Weg nicht mit gehen, es war nicht meiner und mein Weg war nicht seiner. Dieser Verlust schmerzt mich bis heute. Nach so vielen Jahren aber kann ich manches besser verstehen. Auch ich habe Menschen hinter mir gelassen die meinen Weg nicht mit gehen wollten oder konnten. Auch das empfinde ich schmerzlich. Muss das denn so sein? Kann nicht alles so bleiben wie es ist? Nein, kann es nicht. Ich weiß heute das Abschied nehmen dazu gehört. Viele Menschen die ich kenne, können nicht nach vollziehen was das Kreuz, was Gott für mich bedeuten. Manchmal bin ich auch einen falschen Weg gegangen den andere nicht mit gehen wollten und vielleicht wollte ich mich nicht abbringen lassen. Wenn wir erwachsen und älter werden müssen wir Entscheidungen treffen die uns rechts oder links gehen lassen und dann dürfen wir nicht stehen bleiben an der Weggabelung nur weil wir Angst vor Verlust haben, manchmal … Wir müssen uns von so vielem Verabschieden, ja sogar unser Gottesbild muss hin und wieder entsorgt werden, wenn wir feststellen das Gott größer ist als unsere Gedanken über ihn. Dieses Loslassen und Abschied nehmen muss uns aber keine Angst machen wenn wir uns auf Gott zu bewegen, denn dort ist ja unsere wahre Heimat, dort ist Aussöhnung und Frieden. Ist es nicht erstaunlich, dass Gott sich nie von uns verabschiedet hat? Grund genug hätte er ja. Wir Menschen verraten, verleugnen und verletzen ihn. Er aber wird Mensch, macht sich klein, damit wir verstehen und das ist wirkliche Größe. Wir sind Pilger auf einer Reise und manchmal sehr alleine, aber halt, Gott geht mit.

Was ist eigentlich aus meinem Freund geworden? Er hat es wahr gemacht. Er ist seinem Ruf Gottes gefolgt und hat ein Krankenhaus gebaut. Es heißt „ Diospi Suyana“ und liegt in Peru. Klaus-Dieter und ich hatten nie wieder Kontakt, seit jenem Tag als unsere Freundschaft zerbrach. Er ist seinen Weg gegangen, mit Gott. Ich wünschte wir alle würden so deutlich hören was Gott in unser Herz ruft. Da kann es sehr hilfreich sein sich vor dem Kreuz mit anderen zu versammeln und still zu werden und zu hören was Gott sagt. Dann ist die Gemeinschaft mit anderen Christen sehr wichtig und eine Kirche und die Menschen darin können uns helfen Ruhe zu finden, zu vergeben und den eigenen Schmerz los zu lassen.

Es grüßt Euch: Michael

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