Der Baum

Plötzlich sehe ich am Wegrand, mitten im Wald, eine alte Buche stehen. Vielleicht so 150 Jahre oder älter. Sie erregt meine Aufmerksamkeit weil sie anders aussieht als die anderen Bäume.

Ich schau sie mir an und sehe das so einige dicke Äste abgebrochen sind. Sie ist leicht gedreht gewachsen und an manchen Stellen ist die Rinde abgeplatzt. Hat dort mal der Blitz rein geschlagen? An vielen Stellen ist sie mit Moos bewachsen und sie hat wirklich keinen gleichmäßigen Wuchs. Ich denke mir : „ Du hast wohl einiges mit gemacht in deinem Leben …“. Sie ist wahrlich kein Kalenderblatt Baum so zerrupft wie sie aussieht, nein, schön ist sie nicht. Dann sehe ich ganz oben die vielen kleinen Äste mit Knospen daran und ich ahne, sie wird bald, wenn es Frühling wird, dennoch viele Blätter tragen. Dieser unansehnliche Baum ist Heimat für viele Insekten und Moose und im Sommer wird er Sauerstoff liefern. Dieser Baum hat breite starke Wurzeln und den nächsten Sturm wird er aushalten. Wär dieser Baum ein Mensch, würden wir ihn vielleicht meiden. Vom Leben krumm gewordene Menschen sind höchsten was für Künstler. Er wär nicht der mit dem großen Haus und dem schicken Auto und dem dicken Bankkonto. Er würde in einer Währung zahlen, die heute nur wenig Interesse weckt: mit Weisheit.

Eigentlich, auf eine gewisse Art, ist der Baum doch ganz schön …

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