„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“.
Ich habe den Eindruck, dass dieses Gebot ein sehr aktuelles ist.
Es fühlt sich so an, als wär die Lüge salonfähig geworden. Lügen werden zu alternativen Fakten. Die Wahrheit bekommt Alternativen. Jeder kann seine Lügen verbreiten und sie werden bereitwillig aufgenommen. Oftmals glauben Menschen selbst ihren eigenen Lügen. Weil es einfacher ist. Man muss nicht so viel denken. Man muss nichts lernen und tiefer in ein Thema einsteigen. Warum sollte ich mich mit einem anderen Menschen näher beschäftigen, wenn es doch einfacher ist, ihn in eine Schublade zu stecken, die ich selbst beschrifte? Die verwirrende, unübersichtliche Welt wird wieder verstehbarer, beherrschbarer, wenn ich sie vereinfache. Der Mensch, der mit meinem Stempel versehen ist, fordert mich nicht mehr zu neuer Erkenntnis oder gar Wachstum heraus. Ich muss mich nicht anstrengen.
Ein Haken dabei ist, dass das eben auch mit mir gemacht wird und das bedeutet, ich werde nicht mehr verstanden. Mein tieferes Ich vereinsamt. Ich kann nur noch mitschwimmen mit dieser oberflächlichen Welle, die nichts Positives in mir zum Klingen bringt. Ich werde nicht WAHR – genommen.
Das ist eine schaurige Art zu leben. Eine armselige Art. Arm in der Seele.
Echte Verbindungen und Freundschaften sind so kaum noch möglich.
Mal ehrlich, wollen wir so leben? Wollen wir nicht lieber Menschen um uns herum haben, die uns wirklich sehen? So wie wir wirklich sind?
Auch ich erwische mich schon mal beim Geschnatter über andere.
Etwas Falsches über andere zu sagen bewirkt aber nichts Gutes. Es macht die Welt, in der ich lebe, nicht besser. Ich vergifte mich und andere mit dem süchtig machenden Gefühl des Negativen. Es ist ja so einfach, mit dem „Meckerstrom“ mit zu schwimmen. Die Wahrheit erfordert eben echte Auseinandersetzung, aber bewirkt einen fruchtbaren Boden, auf dem etwas Positives wachsen kann.
Ich möchte gerne meinen Garten aufräumen. Raus mit dem Giftschrank und guten Dünger rein in die Erde.