… hat Frere Roger (Taize) immer gesagt und heute denke ich genauso.
Seit vielen Jahren bin ich nun als Christ unterwegs. Ich habe viel Kirchen und Gemeinden auf meinem Weg kennengelernt. Ich habe Menschen getroffen, die angstvoll ihren Glauben leben und mit großer Mühe versuchen, alles richtig zu machen. Ich habe Menschen getroffen die aus dem Glauben eine reine Gefühlssachen machen und sich in der Kirche regelmäßig ihre Dosis „Religiöses Gefühl“ abholen wollen. Ich habe Menschen getroffen, die versucht haben, den Glauben zu verstehen, die ihn durchdringen wollen, ( was ich verstehe, besitze ich).
Es gibt natürlich auch diese Menschen, für die eine Kirchenmitgliedschaft nur eine weitere Anstecknadel auf dem Revers ist, allerdings verlassen diese Leute im Zuge der Steueroptimierung irgendwann die Kirche oder Gemeinde.
Ich habe auf meiner Reise auch verschiedene Glaubensphasen durch gemacht und heute, nach ungefähr 45 Jahren Glaubensleben, mit etwas mehr Tiefen als Höhen, glaube ich, dass Frere Roger recht hat.
In Wahrheit ist es eine ganz einfache Sache.
Für mich geht es in meinem Glauben nur noch um eines: Beziehung.
Es geht um die Beziehung zu Gott, um die Beziehung zu anderen Menschen und um die Beziehung zu mir.
Um an diesen Beziehungen zu arbeiten, brauchen wir ein Werkzeug, eine Art Schweitzer Messer. Ein „Universal-Werkzeug“. Dieses Werkzeug ist die Liebe.
„Die Liebe bleibt“, singt Cae Gauntt und recht hat sie.
Die wichtigste Beziehung ist die zu Gott, daraus folgt alles andere.
Wenn ich an diesen Beziehungen arbeite, ergibt sich alles andere.
Daraus folgt Gnade, Vergebung, Großherzigkeit … (Ich spare mir den Rest, denn in Galater gibt es ja schon eine passende Aufzählung).
Dieses Universal-Werkzeug besitzt einige besondere Eigenschaften.
Es gibt da interessante Wechselbeziehungen.
Wenn ich auf gesunde Weise einen anderen Menschen lieben will, muss ich mich auch selbst lieben können (zumindest hin und wieder).
Wenn ich das nicht wenigstens im Ansatz schaffe, wird schnell ein „Besitzen wollen“ aus all den guten Absichten.
Hier sind wir also an dem oft vernachlässigtem Thema: „Beziehung zu mir“.
Die Erkenntnis, dass ich mich selbst vielleicht garnicht Liebe, dass meine Seele verkümmert ist, dass ich vielleicht als Kind zu kurz gekommen bin und ich mich nicht angenommen fühle und deswegen auch mich selbst nicht annehmen kann, ist eine klaffende Wunde, die wir nur zu gerne verstecken.
Da kann es dann mit dem Lieben auch mal schmerzhaft sein.
Um Heilung in dieses Gefühlschaos zu bringen, brauchen wir die Beziehung zu Gott, der unsere Seele kennt und weiß, wo wir Komplettierung und Heilung brauchen.
Da schliesst sich dann der Kreis.
Es gibt keinen Grund, seinen Glauben angstvoll oder besitzergreifend zu leben. Wir sollten nur auf unsere Beziehungen achten und daran arbeiten, denn in Wahrheit ist es mit dem Glauben eine ganz einfache Sache.
Übrigens: Ein Schweitzer Messer kann nicht nur schneiden, es kann auch Splitter entfernen und Weinflaschen öffnen.
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